JuPa kommentiert die Entscheidung zur Freikarte
Die Freikarte soll es auch in den kommenden zwei Jahren geben. Das hat der Bremer Senat am 19. August 2025 beschlossen. Doch die Sache hat einen Haken: Sie bleibt 2026 und 2027 nicht unverändert. Ab Januar 2026 soll der Fokus der Freikarte auf Sport und Kultur liegen. Volksfeste wie Jahrmarkt, Freimarkt und Weihnachtsmarkt gehören nach Auffassung des Senats wohl nicht dazu – denn auf diesen können Kinder und Jugendliche die Freikarte ab 2026 nicht mehr nutzen.
Wir als Jugendparlament Bremerhaven finden diese Entscheidung falsch, vor allem weil aus der Pressemitteilung der Senatskanzlei vom 19. August 2025 keine genaue Begründung für die Änderung des Einsatzspektrums hervorgeht.
Und da der Bremer Senat seine Beschlüsse alleine im stillen Kämmerlein trifft, ist es uns als Jugendparlament Bremerhaven nicht möglich, die Gründe für diese Entscheidung nachzuvollziehen.
Was das Jugendparlament Bremerhaven jedoch nachgelesen hat, sind frühere Pressemitteilungen der Bremer Senatskanzlei. Diese hören sich in Bezug auf Nutzung der Freikarte auf Volksfesten noch ganz anders an. Die Pressemitteilung der Senatskanzlei vom 18. Oktober 2024 trägt beispielsweise den Titel „Freikarte und Freimarkt – das passt“. Auch in einer Pressemitteilung des Senators für Inneres und Sport und zusammen mit der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation vom 15. Oktober 2024 wird für die Nutzung der Freikarte auf dem Freimarkt geworben.
Diese Widersprüche sind für das Jugendparlament Bremerhaven nicht nachvollziehbar und es sieht keinen Grund, warum man mit seiner Freikarte Lasertag spielen, ins Jumphouse gehen oder einen Kinofilm gucken, aber nicht auf Volksfeste wie den Jahrmarkt in Bremerhaven gehen darf. Mit welcher Begründung werden Kindern und Jugendlichen diese Freizeitaktivität verwehrt, während Bürgermeister und Senatspräsident Andreas Bovenschulte (SPD) in der Pressemitteilung des Senats vom 19.08.2025 dafür plädiert, dass Jugendliche „selbstbestimmt entscheiden können, wie sie ihre Freizeit gestalten“?
Noch ignoranter wirkt diese Entscheidung des Senats, wenn man in Betracht zieht, dass Kinder und Jugendliche die Freikarte am zweithäufigsten für Volksfeste nutzen. Dies geht aus einer Umfrage des Jugendparlament Bremerhaven aus dem Jahr 2023 hervor. Hier gaben die auf Itslearning befragten Jugendlichen bezüglich der Nutzung ihrer Freikarte den Jahrmarkt als am zweithäufigsten nach dem Kino als Nutzungsoption an.
Die Nutzung der Freikarte war für viele Bremerhavener Kinder und Jugendliche eine seltene Möglichkeit, mit ihren Freunden finanziell selbstbestimmt Zeit auf dem Jahrmarkt zu verbringen, welche nun wegfällt – und das bei steigenden Preisen für Fahrgeschäfte und Co. Dass die Freikarte auf dem Jahrmarkt gerne von Kindern und Jugendlichen genutzt wird, ist dem Bremer Senat, der Pressemitteilung vom 18. Oktober 2024 zu entnehmen, auch bewusst: „Erfahrungsgemäß werden die mit einem Guthaben von 60 Euro pro Jahr aufgeladenen Karten auch bei Volksfesten gerne genutzt“.
Das Jugendparlament Bremerhaven fordert den Bremer Senat auf, diese Entscheidung, welche über die Köpfe von Kindern und Jugendlichen hinweg getroffen wurde, zurückzuziehen und fordert den Haushalts- und Finanzausschuss der Bremischen Bürgerschaft bei der Beratung am 5. September 2025 auf, diesem Beschluss nicht zuzustimmen.